HIV/AIDS

Das Wort Aids leitet sich von dem Englischen „Acquired Immune Deficiency-Syndrom“ ab, was soviel bedeutet wie „erworbene Abwehrschwäche“. Damit ist das Endstadium einer Infektion mit dem HI-Virus (Menschliches Immundefekt-Virus) gemeint. Das HI-Virus befällt und zerstört besonders die Abwehrzellen und schädigt so das Immunsystem. Mit dem Fortschreiten der Infektion treten typische Erkrankungen durch den sich entwickelnden schweren Immundefekt auf, vor allem Infektionen mit Krankheitserregern, die einem gesunden Immunsystem nichts anhaben können sowie spezielle Tumorerkrankungen.

Durch hochwirksame Medikamente, welche die Virusvermehrung hemmen (antiretrovirale Therapie), lässt sich die Zerstörung des Immunsystems und damit das Fortschreiten der Erkrankung deutlich verzögern. Diese Medikamente haben aber viele Nebenwirkungen. Dennoch ist bis heute eine einmal bestehende HIV-Infektion nicht mehr rückgängig zu machen und bedeutet eine schwere chronische Erkrankung. Die Lebenserwartung ist heute allerdings allenfalls gering verändert im Vergleich zu nicht mit HIV Infizierten, wenn die dauerhafte Medikamenteneinnahme erfolgt

Wie kann ich mich anstecken?

Das Virus findet sich vor allem in Samenflüssigkeit, Blut (auch Menstruationsblut), Vaginal- und Wundsekret. Aus diesen Körperflüssigkeiten kann das HI-Virus in die Blutbahn der Sexualpartnerin bzw. des Partners gelangen, sofern beim anderen auch nur kleinste Verletzungen vorhanden sind oder bei direkten Schleimhautkontakten. Der wichtigste Übertragungsweg für HIV ist deswegen der Geschlechtsverkehr.

Die Höhe des Ansteckungsrisikos ist abhängig von der Art der sexuellen Praktiken. Ungeschützter Vaginalverkehr und ganz besonders Analverkehr ohne Kondom sind als sehr risikoreich anzusehen. Ein weiterer Übertragungsweg mit hohem Ansteckungsrisiko ist der direkte Blut-zu-Blut-Kontakt, insbesondere durch gemeinsam benutzte Injektionsspritzen und -nadeln bei Drogengebrauchenden. Infizierte Schwangere können das Virus während der Schwangerschaft auf das Kind im Mutterleib und unter der Geburt übertragen. Nach der Geburt ist eine Infektion über die Muttermilch möglich. Im Alltag besteht keine Infektionsgefahr, das heißt wenn Sie mit jemandem zusammen arbeiten oder wohnen: beim Anhusten und Anniesen, bei alltäglichen Körperkontakten, gemeinsamer Zubereitung von Mahlzeiten, gemeinsamem Benutzen von Sanitäreinrichtungen, Besuchen öffentlicher Schwimmbäder etc. Auch durch Kontakt mit Speichel (Küssen) besteht kein Ansteckungsrisiko.

Bei Bluttransfusionen wird das Blut vorab unter anderem auf HIV getestet. Das Risiko einer HIV-Infektion durch Bluttransfusion ists zwar sehr gering, es kann aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden, da in den ersten Wochen nach einer Infektion keine Antikörper im Blut nachzuweisen sind. Bei Blutplasmaprodukten besteht in Deutschland kein HIV-Risiko, da diese virusabtötenden Verfahren unterzogen werden.

Wie kann ich mich (vor einer sexuellen Übertragung) schützen?

Durch Kondome und Sexualpraktiken, die einen Kontakt der empfindlichen Schleimhäute mit Samen- oder Vaginalflüssigkeit vermeiden (Safer Sex) wird die Ansteckungsgefahr bei sexuellen Kontakten entscheidend herabgesetzt. Für Frauen sind inzwischen Vaginalkondome in der Apotheke erhältlich.

Bei Oralverkehr kann die Aufnahme von Samen bzw. Vaginalflüssigkeit vermieden werden, indem Kondome oder Dental Dams (Latextücher) verwendet werden. Kommt es doch zum Samenerguss im Mund, sollte sofort ausgespuckt werden und der Mund ausgespült werden, am besten mit (mindestens 40%igen) Alkohol. Analverkehr – egal ob mit oder ohne Samenerguss – sollte nur mit Kondom durchgeführt werden. Falls es, zum Beispiel wegen einer Kondompanne doch zu (vaginaler oder analer) Aufnahme von Sperma kommt, kann das Risiko durch äußerliches Abbrausen vermindert werden (keine innere Spülungen wie Vaginalspülung, da sie das Risiko vergrößern). Bei aktivem Vaginal- oder Analverkehr kann in einem solchen Fall das Infektionsrisiko durch Urinieren und Abbrausen des Penis vermindern werden.

Präexpositionsprophylaxe PREP

PrEP bedeutet Prä-Expositions-Prohylaxe, d.h. Vorbeugen vor einem möglichen HIV-Kontakt. Dabei nehmen HIV negative Personen ein HIV Medikament ein, um sich vor einer möglichen Ansteckung mit HIV zu schützen. Dies ist eine Safer-Sex Methode. Es wird empfohlen die Tabletten täglich einzunehmen.

Personen mit einem erhöhten Ansteckungsrisiko für HIV können sich die Tabletten von bestimmten Ärzte verschreiben lassen. Während der Einnahme sollen regelmäßig Tests für weitere sexuell übertragbare Infektionen und für die Nierenfunktion erfolgen. Die Kosten dafür trägt die gesetzliche Krankenkasse.

Postexpositionsprophylaxe (PEP)

Das Risiko einer Ansteckung mit HIV nach einem sexuellen Kontakt mit möglicher Übertragung lässt sich durch eine hochdosierte Behandlung mit antiretroviral wirksamen Medikamenten vermindern. Diese sogenannte „Postexpositionsprophylaxe“ (PEP; Post=nach, Exposition=hier:Kontakt, Prophylaxe=Infektionsvermeidung) sollte so schnell wie möglich nach dem risikoreichen sexuellen Kontakt und innerhalb von 24 Stunden begonnen werden. Sie muss dann vier Wochen lang nach einem festgelegten Schema durchgeführt werden. Die Einnahme dieser Medikamente ist sehr belastend, teuer und häufig mit schweren Nebenwirkungen verbunden. Durch die „Postexpositionsprophylaxe“ kann das Infektionsrisiko deutlich vermindert, aber nicht gänzlich aufgehoben werden. Die Behandlung kann deshalb Maßnahmen zu Safer Sex nicht ersetzen.

Empfohlen wird die PEP



Diagnose: HIV-Antikörpertest

Auf die Ansteckung mit dem HI-Virus reagiert der menschliche Organismus mit der Bildung von Antikörpern, die sechs Wochen nach einer Ansteckung sicher im Blut nachweisbar sind. Außer in Ausnahmefällen ist auch dann erst eine Blutuntersuchung (HIV-Antikörpertest, umgangssprachlich oft als „Aids-Test“ bezeichnet) sinnvoll, um eine Ansteckung nachzuweisen oder auszuschließen. Ein infizierter Mensch kann in dieser Zeit jedoch bereits andere anstecken, denn gerade in den ersten Wochen nach der Ansteckung ist die Virusvermehrung sehr stark.

Es gibt ebenfalls einige HIV-Selbsttests auf dem Markt. Diese Tests sind nicht so empfindlich, wie eine Blutuntersuchung, daher muss der Abstand zu einem möglichen Infektionsrisiko mindestens 12 Wochen sein. Aus einem Blutstropfen z.B. aus der Fingerbeere wird der HIV-Test selbst durchgeführt.

Wir können hier keine Aussagen zu möglichen Ansteckungsrisiken machen. Ein einmaliger sexueller Kontakt bedeutet aber nicht, dass Sie sich angesteckt haben müssen. Die Angst vor AIDS überschattet im Nachhinein oftmals ein sexuelles Erlebnis und führt zu starken Ängsten, auch aus einem schlechten Gewissen und Schamgefühlen heraus.

Die Auseinandersetzung mit einer möglichen HIV-Infektion ist für die meisten Menschen eine erhebliche seelische Belastung- Ein Test sollte immer nur freiwillig und mit einer ausführlichen Beratung erfolgen. Die meisten Gesundheitsämter und einige andere Aids-Beratungsstellen bieten niedrigschwellig die Möglichkeit, einen HIV-Antikörpertest auch anonym durchführen zu lassen. Entsprechende Adressen finden sich im örtlichen Telefonbuch oder im Internet unter www.aidsberatung.de . Auch bei niedergelassenen Ärzten kann der HIV-Antikörpertest durchgeführt werden.