Der Penis des Menschen, genannt auch männliches Glied des Menschen, ist neben dem Hodensack eines der äußeren Geschlechtsorgane des Mannes. In seiner Anatomie ist er ein typischer Penis der Säugetiere. Der Penis ist das männliche Begattungsorgan und dient außerdem dem Ausscheiden des Urins. Bei der Entwicklung der Geschlechtsorgane geht der Penis des Mannes wie auch die Klitoris der Frau aus dem Genitalhöcker hervor. Der Penis des Menschen hat – anders als bei den meisten Säugetieren und Primaten – keinen Penisknochen.
Anatomie
Der Ursprungsbereich wird Peniswurzel (Radix penis) genannt. Diese ist am Becken über Muskeln und Bänder befestigt. Der sich anschließende Penisschaft (Corpus penis) geht am vorderen Ende in die Eichel (Glans penis) über. An der Eichel finden sich oft sogenannte Hornzipfel, die keine Erkrankung darstellen.
Die Eichel ist von der schützenden Penisvorhaut (Praeputium penis) umgeben. Diese besitzt eine Hautfalte zur Unterseite des Penis, das Vorhautbändchen (Frenulum praeputii). Die Eichel und das innere Blatt der Vorhaut sondern Zellen und Talg ab, die bei mangelhafter Hygiene mit Resten von Urin das Smegma bilden. An der Unterseite des Penis verläuft bis zum Hodensack die Penisnaht.
Erigierte Penisse sind oft leicht oder stärker gekrümmt, was eine natürliche Variation darstellt. Diese Penisdeviation kann in jeder Richtung vorliegen. Kombinierte Biegungen eines Penis in verschiedene Richtungen sind nicht selten (s-förmig, wendelförmig). Wenn die Penisdeviation den Geschlechtsakt behindert, kann sie behandlungsbedürftig sein.
Entwicklungsstadien
Im embryonalen Entwicklungsstadium entsteht bei beiden Geschlechtern die Anlage zur Brustdrüse aus dem Ektoderm. Die Brustentwicklung findet durch hormonelle Umstellungen statt. Bei Mädchen erfolgt dies während der Pubertät – bei Jungen wird es in der normalen Entwicklung hormonell unterdrückt. Durch ein hormonelles Ungleichgewicht können sich auch beim Mann die vorhandenen Brustgewebsnester zu einer Brustdrüse ausbilden, was als Gynäkomastie bezeichnet wird. Während der Schwangerschaft und Laktation erfüllt die Brustdrüse ihre Funktion als Milch absondernde Drüse. Im Alter verändern sich die Form und die Größe der Brust durch eine Reduzierung des Fettgewebe- und Bindegewebeanteils.
Schwellkörper
Der Penis enthält drei Schwellkörper. Die zwei Schwellkörper an der Oberseite werden als Penisschwellkörper (Corpora cavernosa penis) bezeichnet. Sie verwachsen zur Mitte hin miteinander und sind nur durch ein Septum penis voneinander getrennt. Ein weiterer Schwellkörper, der Harnröhrenschwellkörper (Corpus spongiosum penis), verläuft an der Unterseite und setzt sich in der Eichel als Eichelschwellkörper (Corpus spongiosum glandis) fort. Im Harnröhrenschwellkörper verläuft der Penisteil der Harnröhre. Bei sexueller Erregung füllen sich die Schwellkörper mit Blut, wodurch der Penis größer und hart wird, es kommt zur Erektion („Aufrichtung“, „Versteifung“). Für die Versteifung sind vor allem die Penisschwellkörper verantwortlich.
Muskeln
Die Muskeln des Penis sind der Musculus bulbospongiosus und der Musculus ischiocavernosus. Sie verankern ihn am knöchernen Becken, verstärken durch Abschnürung der Abflussvenen und Kompression der Schwellkörper an ihrer Basis die Erektion – insbesondere während der abschließenden Versteifungs-Phase (englisch rigid-erection phase) – und unterstützen die Ejakulation des Spermas durch rhythmische Kontraktionen.
Gefäße
Die Blutversorgung erfolgt über drei Endäste der Arteria pudenda interna: Die Penisrückenarterie (Arteria dorsalis penis) zieht auf der Oberseite des Penis bis zur Eichel, die tiefe Penisarterie (Arteria profunda penis) verläuft im Penisschwellkörper und ist für die Erektion wichtig, während die Arteria bulbi penis die Verdickung des Harnröhrenschwellkörpers (Bulbus penis) versorgt. Der vierte Endast ist die Harnröhrenarterie (Arteria urethralis), die neben dem Harnröhrenschwellkörper liegt und die Harnröhre (Urethra) mit arteriellem Blut versorgt. Alle diese Arterien sind paarig angelegt, das heißt, dass sie auf der rechten und linken Seite des Penis „spiegelverkehrt“ angelegt sind.
Nerven
Die sensible Innervation der Eichel erfolgt über den Nervus dorsalis penis. Die Penishaut und die Vorhaut werden über den Ramus genitalis des Nervus genitofemoralis innerviert. Die Schwellkörper und Blutgefäße werden über das vegetative Nervensystem gesteuert. Dessen parasympathische Anteile lösen eine Erektion aus und verlaufen in den Nervi splanchnici pelvici aus dem Kreuzabschnitt des Rückenmarks.
Nervenendigungen
Der Penis, insbesondere die Vorhaut und die Eichel, ist mit zahlreichen sensorischen Nervenendigungen ausgestattet. Die Vorhaut enthält neben freien Nervenendigungen eine große Anzahl an spezialisierten Nervenendigungen (auch korpuskuläre Nervenendigungen, korpuskuläre Rezeptoren oder Mechanorezeptoren genannt) einschließlich Meissner-Tastkörperchen, Merkel-Körperchen und Vater-Pacini-Körperchen. Diese sind für die Wahrnehmung feiner Berührungsreize wie leichter Berührungen oder Vibrationen verantwortlich. Im Verhältnis zur Vorhaut ist die Eichel relativ arm an spezialisierten Nervenendigungen und enthält überwiegend freie Nervenendigungen.
Erektion und Samenerguss
Durch mechanische Reize, insbesondere durch Selbstbefriedigung (Masturbation) oder
Geschlechtsverkehr, oder auch durch psychische Reize (sexuelle Erregung) erfolgt eine Versteifung
und Aufrichtung (in vielen Fällen auch Zunahme von Länge und Umfang) des Penis, die sogenannte
Erektion (von lateinisch erectio, „Aufrichtung“). Die Erektion wird hervorgerufen durch Steigerung
des Blutzuflusses und Drosselung des Blutabflusses in den Schwellkörpern und stellt eine
Voraussetzung für den Vollzug des normalen Geschlechtsverkehrs dar.
Bei fortgesetzter mechanischer Stimulation oder durch anhaltende psychische Erregung kommt es
schließlich zum Samenerguss (Ejakulation, von lateinisch ē-iaculari, „auswerfen, herausschleudern“),
bei dem Sperma stoßweise aus der Harnröhre freigesetzt wird. Dies geschieht durch rhythmische
Kontraktionen der Muskulatur des Samenleiters, der Samenblase, der Schwellkörper und des
Beckenbodens. In der Regel ist der Samenerguss mit einem Orgasmus, dem psychischen Höhepunkt des
Sexualempfindens, verbunden, wobei umgekehrt ein Orgasmus auch ohne Samenerguss möglich ist.
Auch im Schlaf kann es ohne aktives Zutun zu unbewussten, unwillkürlichen Erektionen und zum
Samenerguss kommen (Pollution).
Größe
Länge
Die durchschnittliche Länge eines erigierten Penis beträgt nach verschiedenen Untersuchungen 12,9 bis 15 Zentimeter. In Studien wurden geringe bis hohe Relationen zwischen der Körpergröße und der Penisgröße nachgewiesen.
Bei einer 2021 veröffentlichten Übersichtsarbeit wurden acht Studien mit insgesamt 1020 Teilnehmern ausgewertet; alle Messungen wurden durch medizinisches Fachpersonal durchgeführt. Festgestellt wurde eine durchschnittliche Länge des erigierten Penis von 13,76 Zentimetern.
Bei einer 2015 im BJU International veröffentlichten systematischen Übersichtsarbeit wurden Daten aus verschiedenen Studien ausgewertet; alle Messungen wurden von medizinischem Fachpersonal vorgenommen. Die durchschnittliche Penislänge lag im schlaffen Zustand bei 9,16 Zentimetern (16 Studien, 10.704 Probanden), im langgezogenen Zustand bei 13,24 Zentimetern (17 Studien, 14.160 Probanden) und im erigierten Zustand bei 13,12 Zentimetern (vier Studien, 692 Probanden).
Bei einer Studie 2001 wurde der langgezogene, nicht erigierte Penis (Penisoberseite von Schambein bis Eichelspitze) von 3300 italienischen 17- bis 19-Jährigen vermessen. Dabei wurde ein Median von 12,5 cm festgestellt mit einem ersten Dezil von 9 cm bzw. und einem neunten Dezil von 15 cm.
Breite, Dicke, Umfang, Durchmesser
Bei einer Studie im Jahr 2001 betrug bei 111 deutschen 18- bis 19-Jährigen der Durchmesser des
erigierten Penis an der Basis 3 bis 5 cm, durchschnittlich 3,95 cm mit Standardabweichung von 0,38
cm, der Durchmesser an der Eichel 2,6 bis 4,5 cm, durchschnittlich 3,49 cm mit einer
Standardabweichung von 0,35 cm. 300 Personen in Mexiko hatten 2001 einen Durchmesser des
erigierten Penis von durchschnittlich 4,01 cm mit Standardabweichung 0,42 cm.
Der Umfang ist der Durchmesser mal der Kreiszahl Pi: Nach vorgenannter Studie haben 90 % der Penisse
einen Umfang von 9,2 bis 14,8 cm, der Median liegt bei 12,5 cm, das 90-Prozent-Perzentil bei 15 cm,
das 99-Prozent-Perzentil bei 17,5 cm.
Kondome haben auf der Verpackung eine „nominelle Breite“ aufgedruckt, diese ist theoretisch „Umfang
geteilt durch 2“ oder auch „Durchmesser geteilt durch 2 mal Pi“. Die meisten Kondome haben eine
Standardbreite von 52 mm, was einem Penisumfang von 10,4 cm und einem Durchmesser von 3,3 cm
entspricht. Kondome werden in den nominellen Breiten 49 bis 72 mm angeboten.
Größe und die Entsprechung der weiblichen Genitalien
Der sensibelste Bereich der weiblichen Genitalien beinhaltet die Klitoris und die Gräfenberg-Zone im vorderen Bereich der Vagina. Die Vagina ist bei erwachsenen Frauen etwa 8 bis 12 cm lang.
Begriffe
Weitere Bezeichnungen für den Penis lauten: (männliches) Glied oder – für den erigierten Zustand – Phallus. Die alte, auch für Schwanz, Rute und Schweif gebräuchlich gewesene Bezeichnung Zagel wird nur noch mundartlich verwendet. Der umgangssprachliche eher im norddeutschen verbreitete Begriff Pimmel leitet sich wahrscheinlich von „Pümpel“ für den Stößel beim Mörser her. Weitere, auch im Duden erwähnte Synonyme der Umgangssprache, sind beispielsweise Dödel, Schniedel, Riemen, Jonny, Rüssel, Johannes oder das verniedlichende Schniedelwutz. Lateinisch wird das männliche Glied auch als Mentula bezeichnet. Medizinisch heißt der Penis auch Membrum virile (lat. für „männliches Glied“), das Glied des Kindes heißt Membrum puerile (lat. für „Glied des Knaben“). Die Gesamtheit von Penis und Hodensack wird auch Gemächt genannt.
Speziell für den erigierten Penis gibt es eine Vielzahl weiterer Bezeichnungen, so wird er salopp „Latte“ oder umgangssprachlich „Ständer“ genannt, letzteres stellt laut Duden ein Synonym für Erektion dar. Weitere Begriffe sind u. a. Anschwellung, Aufrichtung, Versteifung und Steifer.
Vulgäre Begriffe und ihre Bedeutung
Neben den medizinischen und umgangssprachlichen Bezeichnungen existiert eine Vielzahl vulgärer Ausdrücke für den Penis. Diese Begriffe spiegeln oft gesellschaftliche Tabus, männliche Selbstwahrnehmung und kulturelle Vorstellungen von Männlichkeit wider.
Warum gibt es so viele vulgäre Begriffe?
Die Häufung derartiger Ausdrücke hat mehrere Ursachen:
- Tabuisierung: Da männliche Geschlechtsorgane tabuisiert sind, entstehen im Alltag "Ersatzbegriffe" für eine derbere Kommunikation
- Männlichkeitsbilder: Viele Begriffe betonen Potenz, Größe oder Durchsetzungsvermögen
- Sprachliche Kreativität: Die Fülle an Metaphern zeigt, wie sehr dieses Thema die menschliche Fantasie beschäftigt
- Unsicherheitsbewältigung: Derbe Begriffe können helfen, mit Leistungsdruck umzugehen
Häufige vulgäre Begriffe und ihre Konnotationen
In der folgenden Tabelle sind häufige vulgäre Begriffe mit ihrer Bedeutung und Assoziation aufgeführt:
| Begriff | Wörtliche Bedeutung / Ursprung | Assoziation / Kontext |
|---|---|---|
| Schwanz | Vergleich mit Tier-Schwänzen | Umgangssprachlich, betont Länge und "Tierisches" |
| Pimmel | Vom mitteldeutschen "Pimpel" (Stößel) | Umgangssprachlich, eher verniedlichend |
| Latte | Beschreibt die Steifheit bei Erektion | Jugendsprache, betont die Erektion |
| Prügel | Im Sinne von "Schlaginstrument" | Derb, aggressiv konnotiert |
| Rohr | Beschreibt die röhrenförmige Anatomie | Technisch-neutral, kann abwertend wirken |
| Zipfel | Beschreibt die Form des nicht-erigierten Penis | Verniedlichend, manchmal abwertend |
| Kolben | Technische Metapher | Maschinell, funktional |
| Schlüpfer | Ursprung unklar, regional | Umgangssprachlich, weniger derb |
Spezielle Begriffe für extreme Ausprägungen
Manche vulgäre Begriffe zielen speziell auf bestimmte anatomische Merkmale ab:
| Begriff | Bezug | Assoziation / Kontext |
|---|---|---|
| Nadel | Bezieht sich auf einen sehr dünnen Penis | Abwertend, spöttisch |
| Knüppel | Bezieht sich auf einen sehr dicken Penis | Derb, betont Größe und Kraft |
| Wurst | Beschreibt die Form | Umgangssprachlich, manchmal abwertend |
| Wurm | Bezieht sich auf einen kleinen, schlaffen Penis | Stark abwertend, demütigend |
Der Penis zwischen Biologie und kultureller Projektion
Die vielen Bezeichnungen – von medizinisch bis vulgär – zeigen, wie sehr der Penis zwischen biologischer Realität und kultureller Bedeutung oszilliert. Während die Anatomie klar definiert ist, wird der Penis in der menschlichen Kommunikation mit unterschiedlichsten Bedeutungen aufgeladen: als Symbol für Männlichkeit, als Potenzsymbol, als Machtinstrument oder als Gegenstand von Spott und Beschämung.
Sprachliche Entmystifizierung
Die Verwendung vulgärer Begriffe sagt oft mehr über den Sprecher aus als über die Anatomie:
- Leistungsdruck: Übertriebene Begriffe können Unsicherheit über die eigene Männlichkeit kompensieren
- Kameradschaftlichkeit: In männlichen Gruppen dienen derbe Begriffe oft der sozialen Bindung
- Befreiung: Manche Männer verwenden vulgäre Begriffe als Akt der Selbstermächtigung
- Bildungsdefizit: Fehlende anatomische Kenntnisse führen zu Ersatzbegriffen
Medizinische Realität vs. vulgäre Begriffe
Aus medizinischer Sicht ist es wichtig, die Diskrepanz zwischen vulgärer Sprache und anatomischer Realität zu verstehen:
- Funktion vor Form: Der Penis erfüllt wichtige biologische Funktionen unabhängig von seiner Größe
- Individuelle Variation: Die natürliche Vielfalt der Penisformen ist medizinisch vollkommen normal
- Gesundheit vor Größe: Funktionelle Gesundheit ist wichtiger als ästhetische Ideale
- Respektvolle Kommunikation: In der Medizin werden wertfreie, präzise Begriffe verwendet
Die Penisgröße in der Realität
Entgegen vielen Mythen und vulgären Übertreibungen zeigt die medizinische Forschung:
- Durchschnittliche Größe: Die meisten Männer liegen im mittleren Bereich (12-15 cm erigiert)
- Funktionelle Relevanz: Die Größe hat kaum Einfluss auf sexuelle Zufriedenheit
- Natürliche Variation: Unterschiedliche Größen sind biologisch normal und nicht "besser" oder "schlechter"
- Kulturelle Übertreibung: Pornografie und vulgäre Sprache schaffen unrealistische Erwartungen
Das Verständnis dieser sprachlichen Vielfalt kann dazu beitragen, bewusster mit Begriffen umzugehen und die Diskrepanz zwischen der medizinischen Realität und der kulturellen Wahrnehmung zu erkennen. Die Entscheidung für respektvolle Sprache ist auch eine Entscheidung für einen gesunden Umgang mit dem männlichen Körper und seinen natürlichen Variationen.