Liebe



Was ist Liebe?

Jeder versteht unter Liebe was anderes


Liebe ist mehr als nur die aufgezählten Punkte, Liebe ist auch mehr als nur Chemie.
Die Liebe ist eine Sache, die man nicht fangen und greifen kann, Liebe ist alles und viel mehr.

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Liebe (über mittelhochdeutsch liep, „Gutes, Angenehmes, Wertes“ von indogermanisch *leubh- gern, lieb haben, begehren) ist eine Bezeichnung für stärkste Zuneigung und Wertschätzung.

Nach engerem und verbreitetem Verständnis ist Liebe ein starkes Gefühl, mit der Haltung inniger und tiefer Verbundenheit zu einer Person (oder Personengruppe), die den Zweck oder den Nutzen einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt und sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt. Liebe kann unabhängig davon empfunden werden, ob sie erwidert wird oder nicht.

Insbesondere in der Entwicklung eines heranwachsenden Menschen ist die Erfahrung liebender Zuwendung unabdingbar. Absoluter Mangel an Liebe führt beim Kind zu Hospitalismus. Fehlentwicklungen der Liebesfähigkeit sind im Sinne des „reinen“ Liebesbegriffes das Besitzdenken (Eifersucht) oder verschiedene Formen der freiwilligen Abhängigkeit bzw. Aufgabe der Autonomie bis hin zur Hörigkeit.

Begriffliches


In anderen Sprachen werden verschiedene Begriffe unterschieden. So kennt beispielsweise das Koine-griechische und damit die Bibel neben der Eros-Liebe (ἔρως) die Begriffe der Freundes- oder Nächstenliebe (φιλία Philia, auch Bruderliebe: φιλαδελφία Philadelphia) und der aufopferungsbereiten, göttlichen Liebe (ἀγάπη Agape), die beide in keiner Weise sexuell konnotiert waren. (vgl. Joh. 21,15 EU) Dazu kommt noch στοργή (Storge), der poetisch gebrauchte Begriff für Liebe, besonders für jene zwischen Eltern und Kind.

Im Latein wird immerhin noch zwischen diligere, altgriechisch αγαπώ auf der einen und amo auf der anderen Seite unterschieden, wobei letzteres auch für Philia gebraucht wird.

Die deutsche Sprache kennt diese Unterscheidung nicht. So wird hier nicht unterschieden, ob es sich um eine tiefe Zuneigung innerhalb eines Familienverbundes (Elternliebe, Geschwisterliebe), eine Geistesverwandtschaft, oder aber um ein körperliches Begehren handelt. Allein dieses Begehren ist als körperliche Liebe eng mit der Sexualität verbunden, die jedoch nicht unbedingt auch ausgelebt zu werden braucht (vgl. platonische Liebe).

Ausgehend von dieser ersten Bedeutung wurde der Begriff in der Umgangssprache und in der Tradition schon immer auch im übertragenen Sinne verwendet und steht dann allgemein für die stärkste Form der Hinwendung zu anderen Lebewesen, Dingen, Tätigkeiten oder Ideen. Diese allgemeine Interpretation versteht Liebe also zugleich als Metapher für den Ausdruck tiefer Wertschätzung.

Kulturgeschichtlich und historisch ist „Liebe“ ein schillernder Begriff, der nicht nur in der deutschen Sprache in vielfältigen Kontexten und in den unterschiedlichsten Konnotationen verwendet wird. Das Phänomen wurde in den verschiedenen Epochen, Kulturen und Gesellschaften unterschiedlich aufgefasst und erlebt. Jede Zeit und jeder soziale Verband setzt je eigene Verhaltensregeln für den Umgang mit der Liebe. Daher können die Bedeutungsebenen der Liebe zwischen der sinnlichen Empfindung, dem Gefühl und der ethischen Grundhaltung wechseln.

Liebe wird schließlich von der zeitlich begrenzten Phase der Verliebtheit unterschieden. So schreibt Goethe: „Die erste Liebe, sagt man mit Recht, sei die einzige: denn in der zweiten und durch die zweite geht schon der höchste Sinn der Liebe verloren. Der Begriff des Ewigen und Unendlichen, der sie eigentlich hebt und trägt, ist zerstört, sie erscheint vergänglich wie alles Wiederkehrende“.

Ebenso vielschichtig wie die Bedeutungen der Liebe sind die Bedeutungen ihrer Antonyme. Im Hinblick auf die emotionale Anziehung zwischen Personen ist es der Hass. Im Sinne der Abwesenheit von Liebe kann aber auch die Gleichgültigkeit als Antagonismus angesehen werden.

Liebe als intersubjektive Anerkennung


Liebe wird häufig als eine auf den freien Willen gegründete Beziehung zwischen zwei Personen gesehen, die ihren Wert nicht im Besitz des adressierten Objekts findet, sondern sich im dialogischen Raum zwischen den Liebenden entfaltet. Die Liebenden erkennen einander in ihrer Existenz wechselseitig an und fördern sich „zueinander strebend“ gegenseitig.

Liebe wird teilweise als anomisches und entgrenzendes Gegenmodell zu den Beschränkungen, Anforderungen, Funktionalisierungen und Ökonomisierungen der menschlichen Alltags- und Arbeitswelt aufgefasst. Liebe ist kein bewusster oder rationaler Entschluss der Liebenden; gleichwohl ist sie nicht irrational.

Im Sinne des Diskurses der Anerkennung (zum Beispiel John Rawls, Axel Honneth) enthält Liebe die von Hegel betonte „Idee der wechselseitigen Anerkennung“, was ihr ein moralisches Fundament verleiht. Liebe ist daher für Honneth neben dem Recht und der Solidarität eines der drei „Muster intersubjektiver Anerkennung“. Liebe zeichnet sich demnach in Freundschaften und in auf Liebe gegründeten Beziehungen durch emotionale Zugewandtheit und Wohlwollen aus. Das praktische Erleben von Liebe ermöglicht Selbstvertrauen und ist identitätsstiftend. Das heißt, dass im Sozialisationsprozess Forderungen an Identitätsbildung geltend gemacht werden. Zu deren Erfüllung leistet Liebe einen Beitrag, indem einer Person positive Eigenschaften zugeordnet werden und die Persönlichkeit Zustimmung erfährt. Somit bestärkt die durch Liebe erfahrene soziale Anerkennung die Herausbildung einer intakten Identität. Darüber hinaus unterscheidet beziehungsweise erweitert die moralische Grundierung Liebe auch vom reinen Trieb.

Liebesbegriffe in der Antike


Die ägyptische Antike hat Schriftzeugnisse hinterlassen, die einem gänzlich von dem unseren verschiedenen Sprachkonzept folgen, während die mündlichen Äußerungen dieser Sprache nur mühsam rekonstruiert werden können. Immerhin sind einige Zeichen, wie nebenstehend, bekannt. (Siehe Gardiner-Liste)

Altgriechisch unterscheidet mehrere Wörter für Liebe. Zwar war es historisch teilweise schwierig, die Bedeutungen dieser Wörter vollständig zu trennen; so hat der altgriechische Text der Bibel Beispiele dafür, dass das Verb agapao (ἀγαπάω) ähnlich wie phileo (φιλέω) verstanden werden konnte. Doch wird die abendländische Auffassung von Liebe von der Dreiteilung der antiken Terminologie geprägt. Diese umfasst drei Begriffe, die unterschiedliche Formen von Liebe bezeichneten:



Daneben gab es noch Verwandtschaft oder Vertrautheit (auf Griechisch στοργή storge). Wie nah sich die Begriffe waren, zeigt sich wohl darin, dass dem Middle Liddell zufolge ἀγαπάω in antiken Texten mit „liebevoll behandeln, liebkosen, lieben“ zu übersetzen ist. Später wird in Markus 12,31 EU dieses Wort für eine Übersetzung des hebräischen אָהֵב [ahev] gebraucht.

Dieser Hebräische Begriff, den Jesus hier im Gebot, „Liebe Deinen Nächsten, wie dich selbst“ aus 3. Mose 19,18 EU zitiert, unterscheidet wiederum nicht zwischen Nächstenliebe, innerfamiliärer Liebe und dem sexuellen Aspekt, der wiederum jedoch meist mit einem ganzheitlichen, also auch aktiv handelnden Erkennen יָדַע [jada], wie in Gen. 4,1 EU ausgedrückt wird.

Die lateinische Sprache hat verschiedene Wörter, die ins heutige deutsche Wort „Liebe“ übersetzt werden können. Amō ist das grundlegende Verb, das „ich liebe“, mit dem Infinitiv amare (lieben), wie es heute noch auf italienisch heißt. Die Römer benutzten es sowohl im Sinne einer innig wohlwollenden Zuwendung, als auch im Sinne sexuellen Begehrens. Das entsprechende Substantiv ist amor (die Bedeutung dieses Begriffs für die Römer wird dadurch deutlich, dass der Name der Stadt Rom – lateinisch: Roma – ein Anagramm für amor ist, das in der Antike in weiten Kreisen als geheimer Name der Stadt verwendet wurde) und auch in der Pluralform verwendet wird, um Liebesaffären oder sexuelle Abenteuer anzuzeigen. Dieselbe Wurzel produziert auch amicus (Freund) und amicitia (Freundschaft, oft zum gegenseitigen Vorteil, womit es manchmal eher „Verschuldung“ oder „Einfluss“ entspricht). Cicero schrieb eine Abhandlung mit dem Titel Laelius de amicitia, die den Begriff ausführlich diskutiert. Ovid schrieb einen Leitfaden zur Datierung mit dem Namen Ars amatoria (Die Kunst der Liebe), der alles von außerehelichen Angelegenheiten bis hin zu überfürsorglichen Eltern behandelt.

Die genauen Bedeutungen und Schwerpunkte der Begriffe haben sich im Laufe der Zeit verändert, sodass – im Gegensatz zum ursprünglich Gemeinten – unter „platonischer Liebe“ heute ein rein geistig-seelisches Prinzip ohne körperliche Beteiligung und Besitzwunsch verstanden wird, dem das leiblich-erotische Modell von geschlechtlicher Liebe schroff gegenübergestellt wird.

Im Laufe der Zeiten wurden diese Grundformen der Liebe immer wieder differenziert. So bezeichnet man manchmal die spielerisch-sexuelle Liebe als ludus, die besitzergreifende Liebe als mania und die auf Vernunftgründen basierende Liebe als pragma. Ein besonderes Liebesverhältnis stellt in theistischen Religionen auch jenes zwischen der erbarmenden Liebe Gottes zu den Menschen und der verehrenden Liebe der Menschen zu Gott dar (Oberbegriff für beides ist Gottesliebe).

In Anlehnung an diese Dreiteilung kann man die Ausprägungen des Phänomens der Liebe in Empfindung, Gefühl und Haltung unterscheiden:

Liebesempfindung


Unter Liebesempfindungen versteht man die primär sinnlichen Liebesgefühle, insbesondere die Verliebtheit und die sexuelle Anziehung. Sie stehen in der Regel in Verbindung mit den beiden anderen Formen der Liebe, können aber auch durch die Wahrnehmung eines fremden Körpers, das heißt durch visuelle, olfaktorische oder taktile Reize ausgelöst werden oder ganz einfach durch den empfundenen Mangel an einem geliebten Gegenüber. Die Liebesempfindung steht in enger Verbindung mit der Sexualität, das heißt sexuellen Wünschen, Bedürfnissen und Handlungen (zum Beispiel dem Geschlechtsverkehr, auch als „Liebe machen“ bezeichnet).

Liebesgefühle


Unter Liebesgefühlen versteht man ein komplexes, vielfältiges Spektrum unterschiedlicher Empfindungen und Haltungen gegenüber verschiedenen Arten möglicher Liebesobjekte, in denen die sinnlich-erotische Komponente nur sekundär von Bedeutung ist. Sie führen zu einer Hinwendung und Zuwendung zum anderen, dem Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit geschenkt werden.

Sympathie, Freundschaft, Fürsorge und emotionale Liebe sind Erscheinungen, in denen Liebesgefühle eine große Rolle spielen. Ebenso können die kontemplative Liebe (zum Beispiel zur Natur), die aktive sorgende Liebe um den Nächsten (Karitas), die religiöse bzw. mystische Liebe und das Mitleid hierzu gerechnet werden.

Art des Liebesobjekts




Ausdrucksformen


Liebe, insbesondere Verliebtheit („Verliebtsein“) kann sich nonverbal, etwa durch Blicke, Mimik, Unruhe oder Körperhaltung ausdrücken. Beruht die Liebe auf Gegenseitigkeit, drückt der Mensch sie durch Zärtlichkeiten, insbesondere Küssen und Berührungen wie das Händchenhalten aus. Die körperliche Vereinigung kann dabei als intimste Ausdrucksform der Liebe dienen. Verbale Ausdrucksformen sind in erster Linie Bezeichnungen der oder des Geliebten, meistens in Form von Komplimenten und Koseworten bzw. Kosenamen wie „Liebling“ oder „Schatz“.

Besondere, konventionelle Formen sind die „Liebeserklärung“ oder der Liebesbrief, die auch in der Literatur eine besondere Würdigung erfuhren. Auch Rituale wie die Verlobung oder Symbole wie der Verlobungsring gehören hierzu.

Das Ideal einer „Liebe als Verehrung“ unter Ausschluss einer konkreten körperlichen Beziehung gehört eher in die (Literatur-)Geschichte und fand dort eine besondere Form in der sogenannten „hohen Minne“, ein Begriff, den Walther von der Vogelweide als Gegenbegriff zur „nideren minne“, also der körperlich erfüllten Minne, verwendet. In dieser poetischen Form der Liebe bleibt die „frouwe“ unerreichbar. Für Evangelia Tsiavou enthält die höfische Liebe unter Bezugnahme auf Niklas Luhmann eine stark masochistische Komponente.

Kulturelle Symbole für Liebe





Fazit


Liebe kann man auf etlichen Arten erklären, und doch versteht jeder was anderes darunter.

Jede Religion und jede Kultur hat sein eigene Erklärung dafür.
Die Liebe ist International und wird gleich verehren und behandelt