Sexualpräferenz, bei der die betreffende Person es als lustvoll erlebt, von anderen (meist fremden) Personen nackt oder bei sexuellen Aktivitäten beobachtet zu werden. Er stellt damit das Gegenstück zum Voyeurismus dar.
Exhibitionismus (von lateinisch exhibere, unter anderem „heraushalten, darbieten, vorzeigen,
darstellen, zeigen, wahrnehmbar machen, vorführen“[1]) bezeichnet die Entblößung von, im Alltag in
der Regel verdeckten, Geschlechtsorganen oder der Vollzug von sexuellen Aktivitäten in der
Öffentlichkeit. Die Handlung soll die Aufmerksamkeit umstehender bzw. zuschauender Personen wecken
und entsprechende Reaktionen auslösen.
Da die exhibitionistische Handlung in ihrer Intention darauf abzielt, in anderen Personen einen
Eindruck oder eine Reaktion zu erzeugen, ist der sozio-kulturelle Kontext der Handlung (d. h. die
Erwartbarkeit für andere Personen, in dieser Situation mit Nacktheit konfrontiert zu werden)
entscheidend dafür, ob eine Handlung als exhibitionistisch zu bewerten ist. In diesem Sinne würde
öffentliche Nacktheit in einem kulturell dafür vorgesehenen Rahmen, in welchem diese akzeptiert und
mitunter sogar gefordert wird (z. B. Sauna, FKK-Strand oder World Naked Bike Ride), nicht als Form
des Exhibitionismus zu betrachten sein.
Der Begriff wird in unterschiedlichen Bedeutungszusammenhängen verschieden verwendet. Im engeren,
medizinisch-psychologischen Sinne verweist er auf eine Sexualpräferenz, bei der durch Entblößung
oder dem Vollzug intimer Handlungen in der Öffentlichkeit sexuelle Lust gewonnen wird. Er stellt
somit das Gegenstück zum Voyeurismus dar und kann, muss aber nicht, paraphile Ausformungen annehmen.
Die sexuelle Motivation für die exhibitionistische Handlung ist zwar im ursprünglichen, engeren Sinn
des Begriffs als wesentlicher Bestandteil enthalten. Im heutigen, alltäglichen Sprachgebrauch
umfasst der Begriff jedoch oft auch Handlungen wie z. B. Mooning oder Flashing, die eher durch ein
spielerisch-scherzhaftes Herausfordern und Übertreten von gesellschaftlichen Normen und Tabus als
durch einen sexuellen Lustgewinn motiviert sind.
Verwendungen des Begriffs
Der Begriff des erstmals 1877 von Lasègue beschriebenen sexualpsychopathologischen Zustandsbildes wird im medizinischen, juristischen und umgangssprachlichen Kontext mit unterschiedlicher Bedeutung verwendet.
- Bei Vorliegen entsprechender Bedingungen werden exhibitionistische Handlungen aus medizinischer Perspektive als krankhaft diagnostiziert und aus juristischer Sicht als strafbar beurteilt. Wenn Menschen exhibitionistische Aspekte ihrer Sexualität unter der Prämisse der Einvernehmlichkeit ohne einen (medizinisch relevanten) Leidensdruck oder eine (strafrechtlich relevante) Belästigung anderer ausleben, greift diese Kategorisierung jedoch nicht.
- Beim exhibitionistischen Verhalten kann es sich um sexuelle Ersatzbefriedigung, ein Infantilverhalten oder eine neurotische Verhaltensstörung handeln, das nicht nur bei Neurotikern und Psychopathen, sondern auch bei Oligophrenen auftreten kann
- Zunehmend werden von Privatpersonen intime Bilder und Videos in sozialen Medien und auf verschiedenen Plattformen im Internet geteilt. Das Hochladen der Darstellungen von sexuellen Handlungen oder erotischer Nacktheit wird für den Sender als lustvoll erlebt. Laut dem Psychologen und Medienexperten Michael Thiel handele es sich um „eine Mischung aus Exhibitionismus und Voyeurismus, aus Stolz auf den eigenen Körper und einer sexuell anregenden Spielform“. Erhalten Frauen unaufgefordert das Bild eines erigierten Penis, wird von Inge Bell (Vorstand von Terre des Femmes) empfohlen, Anzeige zu erstatten. Sie tat dies 2017 wegen sexueller Belästigung, Verurteilt wurde der Täter wegen „Verbreitung pornographischer Schriften“.
- Bei der Produktion von Pornografie gilt eine exhibitionistische Neigung als wünschenswerte Qualifikation eines Darstellers.
- Aus entwicklungspsychologischer Sicht wird die im frühen Kindesalter zu beobachtende Zeigelust wertfrei beschrieben. Sie könne auf eine gewisse exhibitionistische Grundveranlagung des Menschen schließen lassen und wurde vom Sexualforscher Ernest Borneman als kindliche Form des Exhibitionismus bezeichnet
Begriffserweiterung im allgemeinen Sprachgebrauch
Allgemein gebraucht bedeutet der Begriff eine übertriebene Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit, etwa in der Kunst, im Rahmen von Talkshows oder im Internet.
In der Umgangssprache spricht man dann oft davon, dass jemand „exhibitionistisch veranlagt“ sei. Dies kann sich ohne jeden sexuellen Kontext auf Handlungsweisen bestimmter Personen (wie Schauspieler oder Politiker) beziehen; aber es können auch Menschen gemeint sein, die sich gerne knapp bekleidet oder nackt zeigen (z. B. beim Sonnenbaden oder Sauna-/Thermenbesuch).
Nude in Public
Nude in Public (englisch für Nackt in der Öffentlichkeit), häufig auch NIP abgekürzt, ist eine besondere Variante des Exhibitionismus, bei der das unvorhergesehene, spontane Zurschaustellen von Geschlechtsteilen in der Öffentlichkeit im Vordergrund steht. Dies entspricht auch dem deutschen Straftatbestand.
Die sich entblößenden Personen erfreuen sich dabei an den Reaktionen der anderen und mögen den Reiz des ungewöhnlichen, gesellschaftlich anstößigen Verhaltens. Viele ziehen daraus eine Bestätigung für sich, da sie den Mut dazu aufbringen, oder für ihren Körper, da er die Blicke anderer auf sich zieht.
Eine extreme Form von Nude in Public sind sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit, bei denen bewusst in Kauf genommen oder sogar gewünscht wird, dass Zuschauer vorhanden sind. Während in Pornofilmen meistens Statisten engagiert werden und Zuschauer somit erwünscht sind, können im privaten Bereich auch unwissende Personen Augenzeuge sexueller Handlungen werden. Die Sexualpraktik steht dabei meistens in engem Zusammenhang.
Flashing
Das „Flashing“ (zu englisch flash für „Blitz“ oder „Blitzen“) bezeichnet das plötzliche, kurzweilige und öffentliche Entblößen von Geschlechtsorgane. Es kann sich dabei zum Beispiel um das Entblößen der weiblichen Brüste durch Hochziehen der Oberbekleidung, oder um das Entblößen der männlichen Geschlechtsteile handeln.[25] Flashing wird oftmals vor Partyfotografen in Diskotheken oder Konzerten praktiziert. Das Phänomen gilt in den USA als verbreiteter.
Flitzer
Exhibitionisten können sich auch als sogenannte Flitzer darstellen. Dabei zeigen sie sich nackt bei öffentlichen Anlässen, indem sie z. B. während einer laufenden Sportveranstaltung über das Spielfeld rennen. Viele Flitzer haben bei diesem Tun allerdings keine sexuelle Motivation.